Nixon Mission Test
Tiefe Gewässer, schlammbedeckte Offroad-Routen oder Bergtouren zwischen steinigen Klippen? Während sich vor derartigen Bedingungen die meisten Uhren, und erst recht, Smartwatches grauen, fühlt sich die Nixon Mission gerade dann erst richtig wohl. Ergänzt durch die in Sportlerkreisen bekannten Surfauskunft- und Bergberichte-Diensten verspricht sie die optimale Smartwatch für all diejenigen zu sein, deren Herzen für Extremsport schlägt. Für den Test heißt es demnach, einmal mehr raus aus dem Alltag & das für mich fast alltäglich besuchte Fitness-Studio und dafür ab in die Natur, um Belastungsgrenzen auszuschöpfen.
Die Nixon Mission kommt in einer für (smarte) Uhren untypischen Verpackung aus einer länglichen Neopren-Box mit beidseitig ansprechend bedrucktem Kartonumschlag. Die Farben der Aufmachung variieren übrigens nach dem Farbmodell der Uhr. Neben der Smartwatch selber liegen ein Textil-Ladekabel sowie üblichen Broschüren bei. Ein Netzteil zählt nicht zum Lieferumfang, wobei das Ladekabel den üblichen USB-Anschluss aufweist, für den mittlerweile die meisten einen entsprechenden Adapter im Haushalt haben dürften.
Design
Bereits beim ersten Anblick der eigentlichen Smartwatch fallen Robustheit und maskuline Dimensionen auf. Eine massive Edelstahllünette in einem speziellen, faserverstärkten Polykarbonat-Rahmen, ein 23mm breites Armband mit Schnalle und Verschlussösen aus rostfreiem Edelstahl und das besondere MicLock, welches wir uns noch genauer anschauen werden. Das Gewicht fällt dagegen mit knapp über 104 Gramm sehr moderat aus, wobei der Vergleich mit großen, wuchtigeren Uhren herangezogen wird. Das Uhrenband aus geformten, zweilagigem Silikon sitzt bequem und sicher am Handgelenk, wozu insbesondere das patentierte Verschlusssystem aus klassischer Schnalle und zusätzlicher Fixierung durch die Verschlussöse am Bandende dienen.
Beim Testgerät handelt es sich um die Ausführung mit silberner Lünette und grauem Uhrenband in Steinoptik, welches in meinen Augen äußerst Zielgruppen trefflich erscheint. Die orangene Ausführung wäre dagegen mir persönlich etwas zu aufdringlich, wobei beim dritten, komplett schwarzen Modell dem Käufer sogar die Möglichkeit gewährt wird, seine Nixon Mission ganz nach persönlichen Vorlieben zu gestalten. An den Maßen lässt sich jedoch nichts auswählen, wobei 48 mm Durchmesser, ca. 60 mm Höhe und knapp 17 mm Dicke so manch einem etwas zu klobig ausfallen dürfte. Auch wenn sie der Optik nach durchaus alltagstauglich wirkt, führen lange Ärmel oder das Hängenbleiben an anderen Gegenständen zu Diskomfort. An kleineren Handgelenken wirkt die Outdoor-Uhr fehl am Platz.
Die beworbene Robustheit im Details ist das stoßfeste Gehäuse, das widerstandsfähige Corning Gorilla Glas und die Wasserdichtigkeit bis 10 ATM (hält Druck bei 100 Meter Tiefe stand). Um dennoch die Hardware mit einem Mikrofon auszustatten, weiß sich Nixon mit dem erwähnten MicLock zu helfen. Hierbei handelt es sich um einen patentierten Verschluss, welcher das Mikrofon mit einem Schiebelement, Haltenocken und Doppelverriegelung abdecken lässt. Die Handhabung ist etwas gewöhnungsbedürftige Fummelarbeit, welche in Handschuhen nicht zu bewerkstelligen ist. Damit sollte noch vor geplanten Aktivitäten im Wasser oder Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit der Mechanismus verschlossen werden, da ansonsten permanente Schäden an der Smartwatch drohen.
Das runde Farbdisplay mit einer Bildschirmdiagonale von 3,5cm und einer Auflösung von 400 x 400 Pixeln bietet reichlich Platz, die Inhalte großzügig darzustellen. Der AMOLED Technologie verdankt man einerseits eine angenehm ablesbare Darstellung der Bildschirminhalte, doch leidet die Ablesbarkeit stark bei direkter Sonneneinstrahlung. Der höhergezogene Lünettenrand bietet zusätzlichen Schutz vor Kratzern. Die Bedienung erfolgt über die Multi-Touch-Steuerung und einen einzigen gummierten Knopf am rechten Lünettenrand. Vorinstallierte Ziffernblätter und unzählige downloadbare Designs im Android Wear Store sorgen für Abwechslung und garantieren für jeden Geschmack das Passende zu finden. Für Surfer und Bergfreunde stellt Nixon spezielle Watchfaces bereit, welche neben der Uhrzeit auch relevante Wetterdaten auf einen Blick darstellen.
Funktionen und Praxistest
Zu Beginn der Testphase kam die Meldung über das zur Verfügung stehende Update für das Betriebssystem, sodass die Nixon Mission mittlerweile auf dem neuen Android Wear 2.0 läuft. Das Einrichten der Smartwatch erfolgt fast von alleine über die kostenlose Android Wear App für das Smartphone und gestaltet sich überdurchschnittlich komfortabel. Zur Konfiguration verlangt die App die Standortdienste des Handys zu aktivieren, welche jedoch für den späteren Gebrauch nicht mehr gebraucht werden und damit den Akku nicht unnötig belasten.
Wenn das Thema schon mal angeschnitten ist, soll auch der nicht unwichtige Aspekt rund um den Akku vertieft werden. Das mitgelieferte Kabel hat einen relativ starken Magnet Anschluss, welcher nur in unmittelbarer Nähe zur Uhrenrückseite gehalten werden muss, damit dieser sich an die vorgesehenen Docking-Kontakte positioniert. Anders als bei anderen Smartwatch-Tests, sitzt bei der Nixon Mission das Kabel beim Aufladen zuverlässig. Das sollte es auch, denn die Uhr muss leider ziemlich häufig ans Netz. Knapp 1 Tag macht der Akku bei Normalbetrieb mit, wo definitiv Verbesserungspotenzial besteht.
Wie bei jeder Smartwatch braucht es einige Tage um sich an die Bedienung zu gewöhnen. Bei der Nixon Mission fällt diese nach geringer Zeit intuitiv und benutzerfreundlich aus. Ein Aufwecken des Displays funktioniert entweder durch eine Handgelenk Neigung oder Tippen auf das Display. Zu den Benachrichtigungen gelangt man über einen Wisch von unten nach oben und in der entgegengesetzten Richtung ins Schnellwahlmenü mit der Akkustandanzeige, den Einstellungen, und den Nicht-Stören-und Flugmodi. Statt der Touchbedienung kann für die genannten Optionen auch eine Gestensteuerung aktiviert werden, um mit einem Neigen nach vorne oder hinten zwischen Homescreen, Schnellwahlmenü und den einzelnen Benachrichtigungen navigieren zu können. Besonders praktisch ist dies beim Fahrradfahren und ähnlichen Aktivitäten. Über kurzes Drücken der einzigen Taste auf der Nixon Mission gelangt man in das App-Menü, welches dank den für Android Wear 2.0 zur Verfügung stehenden Apps stark erweiterbar ist.
Da es sich auch bei der Nixon Mission grundsätzlich um eine Smartwatch handelt, sollten auch dessen fundamentale Funktionen betrachtet werden. Bei gekoppeltem Smartphone werden eingehende Benachrichtigungen unterhalb des Ziffernblatts angezeigt und beim Antippen derer die entsprechende Nachricht geöffnet. Diese können auch direkt über die Nixon Mission beantwortet werden, wobei die Möglichkeit aus einer kleinen Tastatur, dem Zeichnen von Emojis und der Spracheingabe gegeben ist.
Eingehende Anrufe können nicht über das Handgelenk geführt werden, da die Smartwatch zwar über ein Mikrofon, nicht aber über einen Lautsprecher verfügt. Eine mögliche Lösung ist die gegebene Option, die Nixon Mission mit Bluetooth-Kopfhörern zu verbinden. Neben mehr oder weniger obligatorischen Apps wie einem Wecker, der Terminübersicht, der Stoppuhr oder Telefon-Suchfunktion, erweisen sich einige Anwendungen als praktische Alltagshelfer. Erinnerungen können im Handumdrehen erstellt, der Fahrplan der nächsten Bahnverbindung eingesehen, die gesamten E-Mails gecheckt und selbst der Name eines laufenden Songs mit der App Shazam über das Handgelenk identifiziert werden. Selbst der Google Übersetzer, Sprachassistent und das Navigationsgerät begleiten einen in der Uhr. Weitere Apps können über den Play Store auf dem Smartphone oder direkt auf der Nixon Mission bezogen werden.
Eine Software-Optimierung wäre wegen der Besonderheit des MicLocks hilfreich, denn die Abriegelung scheint nicht von der Nixon Mission erkannt zu werden. So wäre es hilfreich bei abgedichtetem Mikrofon und Öffnen einer App die mit Sprachinteraktion bedient wird, statt regloser Aktion auf das geschlossene Mikrofon hinzuweisen.
Das Thema Sport ist bei der Nixon Mission ein zweischneidiges Schwert. Vom Werk aus wird die Smartwatch mit den anfangs erwähnten Besonderheiten für Surf- und Wintersportler, der Trace Surf, Trace Snow und The Mission App (muss auf dem Smartphone separat herunterladen werden) ausgeliefert. Die Trace-Apps ermöglichen es, dem Sportler die entsprechende Pistenabfahrt oder Surfeinheit samt Zeit, Geschwindigkeit, Statistiken, Höhenunterschiede, Temperatur und anderen spezifischen Daten zu erfassen. Mit der The Mission App können auf dem Smartphone favorisierte Ski- und Surfgebiete ausgewählt und die aktuellen Wetterbedingungen jederzeit eingesehen werden.
Nun möchte man bestimmt auch andere Sportaktivitäten mit der Nixon Mission tracken wollen. Hierzu ist in erster Linie zu erwähnen, dass die Sportuhr keinen optischen Herzfrequenzmesser an der Gehäuseunterseite verliehen bekommen hat. Zwar lässt sich ein Brustgurt über einen kleinen Umweg mit der Nixon Mission koppeln, aber eine Pulsmessung am Handgelenk wäre hier deutlich eleganter.
Zur grundlegenden Gesundheitsüberwachung zählen die Erfassung der täglich zurückgelegten Schritte, die dabei bewältigte Distanz, der Kalorienverbrauch und eventuell des Schlafes. Hierfür wurde die Nixon Mission mit den Auswertungen eines erprobten Sport-GPS-Trackers verglichen, wobei die Extremsportleruhr im Schnitt 10% weniger Schritte zählte als das Referenzgerät. Der Kalorienverbrauch fällt, insbesondere wegen des fehlenden Herzfrequenzmessers, stark ungenau aus. Das Schlaftracking hindern zwei Aspekte die Praxis: zum einen ist es gewöhnungsbedürftig in der Nacht eine derart wuchtige Uhr am Handgelenk zu tragen und zum anderen muss die Nixon Mission zwangsweise nachts aufgeladen werden um sie tagsüber nutzen zu können.
Als unterhaltsame Fitness-Gimmicks bietet Google Fit Training neben bekannten Sport-Modis wie Laufen oder Radfahren auch Situps-, Kniebeugen-, Liegestützen- und andere Challanges. Hier gilt es 30 Tage lang, je nach Wahl aus Einsteiger, Fortgeschrittener oder Profi, eine täglich steigende Anzahl an Wiederholungen der entsprechenden Übung zu meistern. Diese werden beim Start automatisch und zuverlässig erfasst.
Fazit
Der Fokus der Nixon Mission liegt eindeutig darauf, eine Smartwatch für Extremsportler bereitzustellen, um spezifische Daten zu erfassen und im Alltag von den Vorzügen einer zeitgemäßen intelligenten Uhr zu profitieren. Um ersteres zu Ermöglichen, bedarf es nicht nur einer einzigen GPS-Antenne, sondern eines entsprechend robusten Äußeres, welches zwangsweise die Größe der Smartwatch beeinflusst. Die Verarbeitung ist hochwertig und auch das Design ist in meinen Augen sehr gelungen, doch die Dimensionen entsprechen nicht jedermanns Geschmack.
Der MicLock ist eine tolle Idee, die Wasserdichtigkeit und Integration eines Mikrofons gleichzeitig zu ermöglichen, doch die etwas umständliche Handhabung und die fehlende Verbindung mit der Software-Seite der Smartwatch weisen Verbesserungspotenzial auf. Letzteres trifft auch auf die Akkulaufzeit zu.
Als alltägliche Smartwatch bietet die Nixon Mission auch im urbanen Raum praktische Funktionen von Benachrichtigungen, über eine Navigationsgerät bis hin zum Übersetzer am Handgelenk. Den hier bemerkenswerten Funktionsumfang realisieren insbesondere das neue Betriebssystem Android Wear 2.0 und auch das Mikrofon. Ein Lautsprecher wäre hier noch eine wünschenswerte Komponente, wobei bestimmt Kompromisse bei der Widerstandfähigkeit der Uhr eingegangen werden müssten.
Der Surfer, Skater und Wintersportler erfreut sich an spezifischen Wetterdaten- und Trackingfunktionen, während der Alltagssportler den Herzfrequenzmesser vermisst und dahingehend Abstriche bei der Genauigkeit der Auswertungen in Kauf nehmen muss.
Nixon Mission Testergebnis
Positiv:
- hochwertige Verarbeitung
- Wasserdichtigkeit und Robustheit
- Mikrofonintegration
- großer Funktionsumfang
- Performance der Alltagsfunktionen
- intuitive Bedienung
- komfortabler Sitz trotz großer Dimensionen
- individualisierbares Design
Negativ:
- schwache Akkulaufzeit
- kein optischer Herzfrequenzmesser
- kein Lautsprecher
- knifflige Bedienung des MicLocks
- Design ausschließlich für größere
- männliche Handgelenke geeignet
Preis-/Leistungsverhältnis 75