Fitbit Ionic Test
Fitbit ist als führender Hersteller gewiss ein etablierter Anbieter auf dem Markt der Wearables und dennoch lanciert das Unternehmen erst im vierten Quartal des Jahres 2017 die erste eigene Smartwatch. Im Gegensatz zum bisherigen Portfolio betitelt Fitbit die neue Ionic erstmals als Smartwatch statt Fitness-Tracker. Was das neue Flaggschiff auszeichnet und ob es das Potenzial zur besten Fitness- und Gesundheits-Smartwatch hat, durfte Smartwatch.de bereits vor dem offiziellen Verkaufsstart testen und verrät es in diesem Bericht.
Design
Die Fitbit Ionic wird in einer ansprechend farblich gestalteten Box geliefert. Neben der Smartwatch selber zählen eine Kurzanleitung mit Verweis auf die Website, ein Ladekabel sowie ein Wechselarmband in kleinerer Größe zum Lieferumfang mit dazu.
Optisch überrascht die Fitbit Ionic positiv mit einem ergonomischen, modernen und zugleich unaufdringlichen Design, welches auf den Produktbildern der Website deutlich klobiger wirkt. Der Effekt entsteht mitunter aufgrund des aus einem einzigen Aluminiumstück geformten Gehäuses und einem gelungenen Zusammenspiel von prägnanten Kanten und dem gewölbten Display. Das silberne Gehäuse geht verjüngend in das hier blaugraue Silikonband mit zuverlässigem Dornverschluss über. Das komfortable Standardband in den Farben Dunkelgrau, Schieferblau oder Blaugrau lässt sich im Handumdrehen durch eine einfache Mechanik austauschen und je nach Geschmack und Budget durch separat erhältliche Sport- und Lederoptionen wechseln.
An den Seiten des Gehäuses ergänzen drei physische Tasten die Touchscreen-Bedienung. Das dank Gorilla Glass 3 kratzfeste Display der Fitbit Ionic leuchtet angenehm hell und hochauflösend in Farbe. Der schwarze Rand um den Bildschirm sticht nicht allzu sehr heraus und bietet Platz für das Marken-Emblem. Auf der Gehäuse-Unterseite ist der optische Pulsmesser ohne abstehende Wölbungen verbaut.
Das geringe Gewicht von unter 47 Gramm mit Silikonbändern, das komfortable Band an sich und wie auch die oben erwähnte, ergonomische Formung der Fitbit Ionic sorgen für ein dauerhaft angenehmes Tragegefühl in der Freizeit, beim Sport und selbst im Schlaf. Neben den Knöpfen und der Touch-Bedienung lässt sich die Smartwatch auch durch die typische Gestensteuerung des zum Gesicht drehenden Handgelenks oder durch doppeltes Tippen auf den Bildschirm zuverlässig aufwecken.
Funktionen und Praxistest
Eigens vom Hersteller als Gesundheits- und Fitness-Smartwatch benannt, steht Fitbit erstmalig vor der Herausforderung, neben dem beherrschten Gebiet des Fitness-Trackings auch die Features zeitgemäßer Smartwatches umzusetzen. Bevor es an den zweigeteilten Test der Funktionen geht, bekommt die Ionic einen vollen Akku und lernt das zu koppelnde Smartphone kennen. Aufgeladen wird über das mitgelieferte USB-Kabel mit einem Magnet-Anschluss am anderen Kabelende, welches direkt oberhalb des optischen Pulsmessers auf der Rückseite angedockt wird. Ein voller Ladezyklus dauert keine zwei Stunden und versorgt die Fitbit Ionic im Test sogar Fünf statt den versprochenen Vier Tagen mit Saft. Dies hängt jedoch stark von der GPS-Nutzung ab, sodass an Tagen mit aufeinanderfolgenden Jogging-Einheiten der Akku auch mal nach drei Tagen schlappmacht.
Die Einrichtung am Smartphone gestaltet sich sehr intuitiv und einfach. In der kostenlosen Fitbit App wird zunächst ein individuelles Benutzerkonto angelegt, indem Personen- und Gesundheitsdaten wie Alter, Größe, Gewicht, das bevorzugte Handgelenk, an welchem die Smartwatch getragen wird und Ähnliches ausgewählt bzw. eingetragen wird. Nach dem Koppeln der Fitbit Ionic mit der App und einem Software-Update, können zusätzlich die zu empfangenden gewünschten Mitteilungen, Bewegungserinnerungen, Fitnessziele und einige besondere Features ausgewählt werden. Zu Letzteren sind die Wahl von verschiedenen Ziffernblatt-Designs, Medien und Apps, welche teils erst durch das neue Betriebssystem Fitbit OS möglich wurden und sich bisher im Entwicklungsstadium befinden – dazu aber später mehr.
Beim Aufwecken der Fitbit Ionic wird zunächst das gewählte Watchface angezeigt, wobei mir persönlich die Standard-Einstellung am besten gefällt. Bei diesem wird die Uhrzeit, Datum sowie symbolisch der Fortschritt von Schritten, Herzfrequenz und verbrannten Kalorien angezeigt. Erneutes Tippen stellt die genannten Gesundheitsdaten zahlenmäßig dar. Über einen Wisch nach rechts gelangt man in die Schnelleinstellungen, wo der Akkustand angezeigt, die Display-Aktivierung über Gestensteuerung und der Empfang von Benachrichtigungen vom Smartphone aus adjustiert werden können.
Wischt man von rechts nach links über den Bildschirm, gelangt man zu den Menü-Kacheln und Apps. Hier findet sich beispielsweise die Option zum Anzeigen einer genaueren Auswertung des täglichen Fitness-Fortschritts aus Schritten, Schritten pro Stunde, Ruhe-Herzfrequenz, zurückgelegter Distanz, verbrauchten Kalorien, erklommenen Etagen und aktiven Minuten. Eine andere App startet eine spezifische Trainingseinheit, wobei zwischen Laufen, Laufband, Radfahren, Gewichten, Schwimmen, Intervall-Training und Training ausgewählt werden kann.
Die App „Relax“ führt geleitete Atem-Übungen durch, welche für einen Moment Entspannung sorgen. Dabei erkennt die Fitbit Ionic relativ gut die eigene Atemfrequenz und verlangt nach dem Rhythmus eines pulsierenden Kreises zu atmen, wozu Vibrationen passend unterlegt worden. Hält man diesen ein, verfärbt sich dieser grün, wobei die Erkennung der Atemzüge ausbaufähig ist.
Eine weitere interessante App namens Wallet, erlaubt es dank dem integrierten NFC-Chip über das Handgelenk an entsprechenden Kontaktlos-Bezahlen-Orten seinen Einkauf zu tätigen. Leider sind Deutschland bisher vergleichsweise wenige solcher Zahlungspunkte zu finden und es werden derzeit nur wenige Kreditkarten-Anbieter unterstützt, worunter meiner nicht fällt. Daher konnte diese Funktion nicht getestet werden.
Aus dem Bereich smarter Alltagshelfer sind zusätzlich der Timer, Wecker und die Wetter-App erwähnenswert. Gespannt darf man auf die versprochenen zukünftigen Apps sein, welche durch das besondere Betriebssystem realisiert werden können. Das offene Fitbit OS eröffne Entwicklern die Möglichkeit, nahezu jede uns von Smartphones bekannte Apps wie Instagram, Whatsapp, etc. für die Fitbit Ionic bereit zu stellen. Im ersten Quartal 2018 sollen laut Fitbit periodisch neue Apps im eigenen Store erscheinen.
Ein Segen für alle Jogger, Sportler und im Grunde jedermann ist der interne Speicher für Musiktitel, die direkt über Bluetooth Kopfhörer ohne Smartphone abgespielt werden können. 2,5 Gigabyte – im Übrigen tatsächlich 2,5 GB und nicht etwa durch das Betriebssystem belegter Speicher – bieten Platz für etwa 300 Musiktitel. Diese können bislang ausschließlich etwas mühselig über den PC und nur in bestimmten Formaten übertragen werden. Der benutzerfreundliche Transfer über das Smartphone sei bereits in der Umsetzung. Ist die Musik einmal übertragen, konnten Bose-Bluetooth Kopfhörer problemlos gekoppelt und während dem Joggen bzw. im Fitnessstudio ohne Handy kompromisslos Musik genossen werden. An dieser Stelle wäre die Integration von Spotify und anderen Streaming-Diensten interessant.
Die Bedienung ist insgesamt sehr intuitiv, jedoch im Vergleich zu der Smartwatch-Konkurrenz weniger flüssig. Benachrichtigungen werden bei bestehender WLAN-Verbindung zuverlässig, bei ausschließlicher Bluetooth-Kopplung etwas willkürlich angezeigt. Nachrichten können über das Wischen von unten zum oberen Bildschirmrand nochmals angezeigt, jedoch nicht beantwortet werden, wie es bei führenden Konkurrenzprodukten bereits länger möglich ist. Da sich das Betriebssystem Fitbit OS, wie auch das gesamte Smart-Features Segment noch in den Kinderschuhen stecken, ist hier eine Besserung zu erwarten.
Als Fitness- und Gesundheitssmartwatch überwacht die Fitbit Ionic erwartungsgemäß rund um die Uhr die bereits erwähnten Bewegungsdaten. Die Kombination aus dem Beschleunigungsmesser, GPS und Pulsmesser mit PurePulse-Technologie sorgen für insgesamt sehr akkurate Auswertungen. Die ein oder andere Handbewegung wird unvermeidbar auch als Schritt gezählt, jedoch ist dies bei jedem Gerät zurzeit unvermeidbar. Die Herzfrequenz wird nicht nur während dem Sport kontinuierlich gemessen und zusammen mit den Bewegungsdaten ausgewertet. Neben dem obligatorischen Tages-Schritte-Ziel können auch ein bestimmter Kalorien-Verbrauch angegangen und zusätzlich eine Bewegungserinnerung z.B. für stündlich mindestens 250 Schritte eingestellt werden.
Mit im Schnitt vier Tagen Akkulaufzeit, erweist sich die Fitbit Ionic auch im Bereich des Schlaftrackings als nützlicher Begleiter. Sie erfasst automatisch die einzelnen Zeiten im leichten, tiefen und REM-Schlaf, sowie die Wachzeiten. Den Aufwach- und Einschlafmoment erfasst die Ionic dabei unheimlich genau, sodass ein gemütlicher Abend auf dem Sofa nicht etwa fälschlicherweise als Einschlafen erfasst wird. Die Besonderheit gegenüber der Konkurrenz ist nicht nur das bloße Aufzeigen der eigenen Auswertung, sondern der Vergleich mit Statistiken vieler Fitbit-User mit vergleichbaren Alter und Geschlecht sowie individuelle Empfehlungen, welche aus Korrelationen selbstständig erkannt werden. So lässt sich erkennen, ob man im Schnitt beispielsweise zu unruhig, sehr tief oder vermehrt in bestimmten Phasen schläft. Die Empfehlungen werden laut Fitbit mit zunehmender Tragedauer präziser und sind tatsächlich personalisiert und nicht aus einer großen Datenbank gewürfelt. In der App werden in meinem Fall beispielsweise der stabile Biorhythmus und das vergleichsweise frühe Aufstehen an Wochenenden erkannt und mit meinen sportlichen Aktivitäten in Verbindung gebracht.
Neben dem gezielten Aufzeichnen einer Sporteinheit kann auch ein Trainingsprogramm über die Coach App ausgewählt werden. Bei Auslieferung sind bereits 3 verschiedene Einheiten für ein 10-minütiges Bauchmuskeltraining, ein 7-Minuten Ganzkörper- und ein 20 Minuten Brustworkout installiert. Hier wird jeweils Intervall-Weise eine Übung durchgeführt, welche vorher in einer kurzen Video-Sequenz direkt am Handgelenk erklärt wird. Weitere Workouts können laut Fitbit zukünftig in der Fitbit Coach App bezogen werden.
Das SmartTrack Feature erfasst zudem Aktivitäten wie Laufen oder Radfahren ab einer gewissen Dauer selbstständig und aktiviert entsprechend das GPS zum Erfassen der Strecke. Dies funktionierte im Test sehr gut, wobei die Aktivität mindestens 15 Minuten lang ausgeführt werden sollte.
Als ambitionierter Kraftsportler wurde zudem ein größerer Fokus auf die Validität der Auswertung von Fitness-Daten während dem Fitness-Studio Besuch, auf dem Laufband und dem Joggen gesetzt. Der Kalorienverbrauch wird sowohl im Alltag als auch während dem Sport verlässlich genau bestimmt, was auf die dauerhafte Pulsmessung und sorgfältig ausgearbeitete Algorithmen zurückzuführen ist. Je nach Aktivitätstyp können entsprechende Datenfelder angezeigt werden. Beim Joggen können beispielsweise neben Zeit und Puls das Tempo und Rundenzeiten angezeigt werden. Das farbliche und hochauflösende Display erweist hier hervorragende Dienste und erlaubt ein angenehmes Ablesen.
Die Pulsmessung ist für die Möglichkeiten eines integrierten Sensors sehr präzise. Bei nicht allzu schneller Herzfrequenzvariabilität, also sich rapide änderndem Puls wie etwa bei kurzen Intensitätsphasen beim Krafttraining, weicht der Puls im Test nicht von der Auswertung mit dem Brustgurt ab. Ein Stichwort, welches Sport-Enthusiasten bei der Fitbit Ionic vermissen werden, ist die Möglichkeit ein Pulsgurt an die Ionic zu koppeln. Auch etwa die Messung des VO2 Max (Sauerstoffaufnahme-Fähigkeit) oder der HRV (Herzfrequenzvariabilität) sind nicht direkt möglich. Einen Näherungswert für den VO2 Max ermittelt die Fitbit Ionic in der App unter der Hersteller-eigenen Bezeichnung „Cardiofitness“.
Hierzu sei jedoch gesagt, dass es sich um durchaus spezielle Daten handelt und Fitbit, im Gegensatz zur Konkurrenz aus dem Sportsegment, eine Smartwatch für eine sehr viel größere Zielgruppe von Anfängern bis zu erfahrenen Sportlern fokussiert. In dieser Hinsicht reichen die gegebenen Auswertungs-Möglichkeiten völlig aus. Das GPS-Tracking funktioniert einwandfrei. Das Signal findet sich innerhalb fünf Sekunden und verliert sich auch zwischen Gebäuden nicht.
Schließlich ist die lobenswerte Tatsache der Wasserdichtigkeit bis zu 50 Metern zu erwähnen. Demnach scheut die Fitbit Ionic weder Händewaschen, noch Duschen bis hin das Schwimmtraining. Ganz im Gegenteil lässt sich auch letzteres inklusive Dauer, Distanz, Kalorien und mehr.
Fazit
Fitbit setzt sich mit der eigenen Betitelung des neuen Flaggschiffs als Gesundheits- und Fitness Smartwatch hohe Ziele. Als Fitness Tracker überzeugt die Fitbit Ionic mit präzisen Auswertungen, der Wasserdichtigkeit und vielen neuen Features, welche bei einer großen Zielgruppe Anklang findet. Insbesondere die Möglichkeit ohne Smartphone beim Sport Musik zu hören, die geleiteten Workouts durch Fitbit Coach sowie die dank Statistik-Vergleiche aussagekräftigere Erfassung eigener Gesundheitsdaten sind hier hervorzuheben. Auch ein optisch ansprechendes Design sowie der starke Akku sprechen für das neue Vorzeigemodell. Um das vorhandene Potential auszunutzen, tatsächlich die Allrounder-Smartwatch für aktive Personen zu sein, bedarf es jedoch derzeit an Verbesserungen hinsichtlich der Stabilität des Betriebssystems und die Umsetzung der durch Fitbit OS versprochenen Features. Das Anzeigen von Nachrichten am Handgelenk reicht heute nicht mehr aus, um am stark umkämpften Markt der Smartwatches überzeugen zu können. Wer den Fokus auf eine schicke Fitness-Uhr legt, ist mit der Fitbit Ionic bestens bedient.
Fitbit Ionic Testergebnis
Positiv:
- wasserdicht
- Musikwiedergabe ohne Smartphone
- Akkulaufzeit
- modernes & schickes Design
- benutzerfreundliche App
- permanente Herzfrequenzüberwachung
- genaues Fitnesstraining mit Statistik-Vergleichen
- Fitbit Coach am Handgelenk
Negativ:
- Verbindungsabbrüche bei Smart Notifications
- wenig Smartwatch-Funktionen
- Betriebssystem noch in Kinderschuhen
Preis-/Leistungsverhältnis 85