Diesel On Axial Test
Gewöhnliches überlässt das Modelabel Diesel anderen Marken. Die Italiener sind seit je her für extrovertierte Bekleidung und Uhren bekannt. Letztlich überträgt sich dieses Designprinzip auch auf die Smartwatches, von denen bereits einige Kollektionen erschienen sind. Im Spätsommer 2019 schickte Diesel die On Axial ins Rennen und präsentierte sie im Rahmen der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin.
Wie gewohnt, entstanden auch diese Modelle in Zusammenarbeit mit der Fossil Group, die für die technischen Belange zuständig ist. Die optische Gestaltung nimmt das Label aus Breganze selbst in die Hand. Um sich aus der Menge abzuheben, sind unter anderem etwas größere Gehäusedurchmesser eines der typischen Merkmale. Ich habe einige Tage mit der Diesel On Axial am Handgelenk verbracht und sie dabei einem Test unterzogen.
Design
Die Kollektion der Diesel On Axial umfasst eine ganze Reihe maskulin gestalteter Modelle. Angesichts des Gehäusedurchmessers von 48 Millimetern wird unmissverständlich deutlich, dass diese Smartwatches für die Herren bestimmt sind. Wünschen sich die Damen eine intelligente Uhr des Modelabels, ist beispielsweise die Diesel On Fadelite mit kompakteren Maßen eine geeignete Alternative. Doch bevor wir uns der Uhr selbst widmen, werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Verpackung und das, was noch darin steckt.
Die äußere Hülle bildet zunächst ein Pappkarton, der eine edle Box mit dem Diesel-Logo beinhaltet. Dort sind außerdem eine Schnellstartanleitung, ein Heft mit Garantiehinweisen, das Ladegerät sowie eine Dornschließe zu finden – sofern das vorhandene Armband durch ein anderes ausgetauscht werden soll. Ich hatte im Vorfeld erwartet, dass die Diesel On Axial als ziemlich massives Modell daherkommt, denn immerhin bedeutet schon der Durchmesser von 48 Millimetern ein echtes Statement. Da ich ziemlich schlanke Handgelenke besitze – so meine ursprüngliche Vermutung – könnte die Uhr etwas zu wuchtig wirken.
Wirklich mächtig erscheinen die Maße allerdings nur auf dem Papier. Nach dem Auspacken der Smartwatch halte ich sie in der Hand und sie unterscheidet sich in meinen Augen nur geringfügig von Modellen anderer Marken. Was aber definitiv markant ist: Die beiden Tasten auf der Höhe von zwei und vier Uhr, die leicht abstehen. Sie sind zudem recht breit gehalten und verfügen über eine Riffelung. Zwischen ihnen befindet sich die drehbare Krone, mit der sich ins Menü navigieren und scrollen lässt. Der gesamte Gehäuserand ist in Rot gehalten und bildet damit einen attraktiven Kontrast zum Grau der übrigen Komponenten.
Und wenn wir schon bei Charakteristika der Diesel On Axial sind: Die Lünette ist bewusst breit konzipiert. Um sie herum verteilen sich acht Kreise, die einen zusätzlich robusten Look erzeugen und an Verschraubungen erinnern. Generell wirkt die Smartwatch nicht nur optisch, sondern auch haptisch sehr widerstandsfähig. Es überrascht daher wohl kaum, dass sie nicht zu den leichtesten Wearables gehört. Das Edelstahlarmband leistet ebenso seinen Beitrag dazu. Wer ähnlich schmale Handgelenke hat wie ich, muss damit rechnen, eines oder mehrere Glieder aus dem Band zu entfernen. Am einfachsten und schnellsten geht das beim Uhrmacher.
Natürlich besteht ebenso die Möglichkeit, ein anderes Armband anzubringen, das die gleiche Stegbreite mitbringt. Genau das würde ich denjenigen empfehlen, die mit der Diesel On Axial regelmäßig Sport treiben möchten. Dann ist vermutlich eher ein Silikonband die erste Wahl. In jedem Fall macht die Smartwatch nach meiner persönlichen Ansicht einen hochwertigen wie attraktiven Eindruck. Sie weist eine hohe Verarbeitungsqualität auf und lässt sich gerade in der Farbausführung in Grau zu jedem Anlass und zu jedem Outfit tragen.
Für mich ist es die erste Diesel Smartwatch, die ich testen darf. Umso gespannter war ich auf die animierten Watchfaces, für die der Hersteller bekannt ist. Er hat eigene digitale Ziffernblätter gestaltet, die verschiedene Effekte zeigen. Hierfür gibt es die Mikro-App „Dial Effects“. Dort kann ich etwa einstellen, dass sich diese nach dem aktuellen Wetter richten sollen. Dann laufen beispielsweise Wassertropfen über das Display, wenn es regnet. Gegen Abend zieht Nebel auf. Eine andere Option bietet sich mit dem Aktivitätsmodus an. Bewege ich mich längere Zeit nicht, muss ich feststellen, dass sich auf dem Bildschirm allmählich Staub gesammelt hat. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal von Diesel und meines Erachtens mit Witz und Kreativität umgesetzt worden.
Hinsichtlich des Designs fällt es mir schwer, einen wirklichen Kritikpunkt auszumachen. Trotzdem der Durchmesser von 48 Millimetern in der Realität nicht ganz so wuchtig wirkt, ist die Smartwatch vermutlich nicht die erste Wahl für Herren mit sehr schlanken Handgelenken – es sei denn, sie bevorzugen diesen massiven Look, den Diesel generiert.
Funktionen und Praxistest
Um in den Test der Diesel On Axial einzusteigen, muss die Smartwatch selbstverständlich zunächst einmal mit dem Mobiltelefon gekoppelt werden. In meinem Fall ist es ein Samsung Galaxy Note 9 und damit ein Android-Gerät. Apple-Nutzer sollten sich bewusst sein, dass es unter iOS geringfügige Einschränkungen gibt. Mitteilungen lassen sich nicht direkt über die Uhr beantworten und es werden keine iMessages durchgestellt. Je nach iPhone-Modell sind gelegentliche Unterbrechungen der Bluetooth-Verbindung nicht auszuschließen. Zwar haben wir für diesen Test kein Apple-Smartphone verwendet, aber dieses Problem ist generell bekannt und soll daher an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.
Ganz entspannt geht die Einrichtung der Diesel On Axial vonstatten. Nachdem sie aufgeladen und eingeschaltet wurde, fragt sie zunächst nach der gewünschten Sprache. Im Anschluss führt sie Schritt für Schritt durch den Vorgang. Dafür ist es erforderlich, die App Wear OS herunterzuladen, sofern sich diese nicht schon standesgemäß auf dem Handy befindet. Sobald die Smartwatch erkannt wird, erscheint ein Zahlencode auf beiden Geräten. Diesen gilt es zu bestätigen, bevor dann das gewünschte Google-Konto mit allen wichtigen Informationen auf die Uhr wandert. Nach rund fünf Minuten ist der Vorgang abgeschlossen und die Diesel On Axial einsatzbereit.
Nach dem ersten Start gibt es vom Betriebssystem Wear OS noch eine kurze Einführung zur Bedienung. Die Einstellungen rufen die Träger beispielsweise ab, indem sie von oben nach unten wischen. Genau die andere Richtung führt zu den letzten Benachrichtigungen. Mit der Krone geht es ins Menü. Dort sind schon einige Anwendungen wie ein Übersetzer, eine Wetteranzeige oder Timer und Stoppuhr installiert. Generell erweist sich die Bedienung der Diesel On Axial als sehr komfortabel. Sowohl der Touchscreen, als auch die Tasten reagieren auf alle Eingaben einwandfrei. Meiner Meinung nach macht sich hier der neuere Prozessor Snapdragon Wear 3100 von Qualcomm bemerkbar. Modelle, die noch die Vorgängergeneration des Chips nutzen, arbeiten erfahrungsgemäß zumeist etwas langsamer und dadurch manchmal leicht zeitversetzt.
Benachrichtigungen stellt die Smartwatch ebenso unverzüglich durch. Mails, Neuigkeiten aus den sozialen Netzwerken oder Mitteilungen aus den gängigen Messenger-Diensten – all das funktioniert einwandfrei. Da ein Lautsprecher und ein Mikrofon zur Grundausstattung der Diesel On Axial gehören, kann ich auch Telefonate direkt über die Uhr annehmen und führen. Somit muss ich nicht erst das Handy aus der Tasche hervorkramen. Wer davon Gebrauch macht, profitiert von einer ausgezeichneten Gesprächsqualität. Gegenüber dem Smartphone sind daher keinerlei Abstriche zu machen.
Im Test funktionierte das Zusammenspiel zwischen Mobiltelefon und Uhr hervorragend. Die Koppelung hielt stets stabil. Und wenn ich mich mal mit der On Axial zu weit entfernt hatte, verbanden sich die Geräte umgehend wieder, sobald sie in Reichweite waren. Das erweist sich auch dann als begrüßenswert, wenn es um das Abspielen von Musik geht. Nichts ist schließlich ärgerlicher, als wenn das Lieblingslied aus unerklärlichen Gründen abbricht. Über die Spotify-App auf der Smartwatch kann ich beispielsweise die Wiedergabe auf dem Handy bedienen. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, Songs direkt auf dem Wearable zu speichern. Mit acht Gigabyte ist ausreichend Platz vorhanden – zudem kommen zahlreiche Apps und Watchfaces unter, die ich auf der Uhr installiere. Ich bin der Meinung, dass nur die wenigsten die vollen Kapazitäten ausreizen werden und sie somit für praktisch jeden ausreichen.
Ein nettes Gimmick ist die App „Diesel On I“. Grundsätzlich mag sie nichts Sensationelles bereithalten, sondern eher eine Standard-Anwendung zu sein. Auf einen Blick zeigt sie mir die bislang zurückgelegten Schritte, das Wetter und anstehende Termine. Sie sorgte während des Tests aber auch für den einen oder anderen Schmunzler. In regelmäßigen Abständen meldet sich die App mit mal lustigen, mal frechen und mal skurrilen Sprüchen. So wollte sie unter anderem wissen: „Hast Du in unserer ersten gemeinsamen Nacht meine Haare geflochten?“. Manchmal wird der Träger auch etwas geneckt. Wenn die Schrittzahl noch weit vom eigentlichen Ziel entfernt ist, heißt es: „Ich wusste, Du schaffst es! #Ironie“. Für den Alltag mag es zwar keinen wirklichen Mehrwert bringen, eine witzige Idee ist es aber in jedem Fall und auch hier ein Alleinstellungsmerkmal von Diesel.
Wie sieht es eigentlich mit den sportlichen Fähigkeiten der Diesel On Axial aus? Um das herauszufinden, habe ich sie zum Laufen getragen und eine vertraute Strecke mit ihr absolviert. Ich wusste also bereits im Vorfeld, welche Daten sie in etwa liefern muss. Nahezu unmittelbar nach Verlassen des Hauses fand sie das GPS-Signal und war demnach bereit, die Route aufzuzeichnen. Das funktionierte wunderbar und am Ende passten sowohl die zurückgelegten Schritte, als auch die Streckenlänge sowie der Kalorienverbrauch. Aus Erfahrung kann ich außerdem den Pulsverlauf als zutreffend einschätzen. Was aber auch nicht unerwähnt bleiben soll: Gerade das Sporttreiben raubt nicht nur dem Träger Energie, sondern auch dem Akku der Diesel On Axial. Mit einer halben Stunde Training verschwanden ziemlich genau 20 Prozent der Kapazität.
Bei standesgemäßer Nutzung ist die Smartwatch absoluter Durchschnitt, was die Ausdauer anbelangt. Einen knappen Tag hält sie aus, dann muss sie neuen Strom tanken. Schön ist, dass sie über einen Schnelllademodus verfügt. Innerhalb von 50 Minuten kommt sie wieder bei 80 Prozent an. Nach einer guten Stunde erreicht sie die 100 Prozent.
Ebenso erwähnenswert: Es stehen noch Batterie-Modi zur Auswahl bereit. Dafür gibt es entweder bereits auswählbare Optionen oder die Gelegenheit, selbst verschiedene Features zu aktivieren und deaktivieren. Je mehr Komponenten wie WLAN, NFC oder Bluetooth ich abschalte, umso mehr Laufzeit kann ich freilich aus der Smartwatch herausholen. Am längsten kommt sie mit dem „Nur-Zeit-Modus“ aus. Wie sich schon erahnen lässt, zeigt sie dann lediglich die Zeit an und hält laut eigener Aussage „mehrere Wochen“ mit einer Aufladung durch. Getestet habe ich das nicht, da es meiner Auffassung bei einer Smartwatch nur bedingt Sinn macht – dann würde es schließlich auch eine einfache Armbanduhr tun. Wer aber übers Wochenende verreist und kein Ladegerät mitnimmt, ist mit dieser Option als Notlösung gut beraten.
Fazit
Viel Licht und wenig Schatten: Im Test kann die Diesel On Axial über weite Strecken überzeugen. Sie besticht mit einem Design, das maskulin und markant ist und sich aus der Menge hervorhebt. Ebenso spricht eine hochwertige Verarbeitung für diese Herren Smartwatch, die zudem mit sehr umfangreicher Ausstattung aufwartet. Ein Lautsprecher, ein Mikrofon, GPS, ein acht Gigabyte großer Speicher und ein NFC Chip gehören zu den wichtigsten Komponenten. Sowohl im Alltag, als auch beim Sport erweist sich die Uhr als verlässlicher Begleiter. Beim Training ist womöglich das Gliederarmband nicht die erste Wahl, insgesamt gibt es am Tragekomfort aber wenig auszusetzen.
Männer mit schmalen Handgelenken sollten sich darauf einstellen, das Armband noch zu kürzen. Wer sich das selbst nicht zutraut, besucht den Uhrmacher und zahlt dafür einen geringen einstelligen Eurobetrag. Schwächen liegen weniger bei der Diesel On Axial selbst, sondern eher an ihrem Betriebssystem Wear OS, dem beispielsweise noch immer eine eigene Schlafüberwachung fehlt. Auch die App Google Fit erfasst das Training zwar, wirkt jedoch gegenüber den Auswertungen so mancher Fitness Uhr etwas altbacken. Die Akkulaufzeit mag für ein Modell mit Wear OS typisch zu sein – die Akku-Modi und die Schnellladefunktion gestalten aber die Umstände angenehmer. Alles in allem hinterlässt die Smartwatch einen positiven Eindruck und somit empfehle ich sie gern weiter.
Diesel On Axial Testergebnis
Positiv:
- markantes und ansprechendes Design
- hohe Verarbeitungsqualität
- Ziffernblatt-Effekte
- reibungslose Performance
- solides Fitness-Tracking
- umfassende Ausstattung
- großer Speicher
Negativ:
- mäßige Akkulaufzeit
- nicht die erste Wahl für schmale Handgelenke
- kein Leichtgewicht
Preis-/Leistungsverhältnis 85