US-Krankenversicherungen finden Gefallen an Wearables
Vor einiger Zeit haben wir bereits berichtet, dass deutsche Krankenkassen sich von Fitness Trackern und anderer Wearable Technology wenig versprechen: Zum einen seien die Gadgets unzuverlässige Lieferanten von Informationen für die Krankenkassen. Zum anderen seien sie zwar für ohnehin aktive Sportler nützliche Werkzeuge, würden aber bei Couch-Kartoffeln die Motivation auch nicht ankurbeln. In den USA scheint man das allerdings etwas anders zu sehen: United Healthcare, zugehörig zur größten amerikanischen Krankenversicherung, der UnitedHealth Group, hat eine neue Wearable-Initiative angekündigt.
Angestellte können freiwillig Fitness Tracker tragen. Erreichen sie im Verlauf eines Jahres damit nachweislich bestimmte Fitness-Ziele, können sie bis zu 1460 US-Dollar an Prämie zurück erhalten. Für dieses Projekt kooperiert United Healthcare mit dem Chiphersteller Qualcomm. United Healthcare möchte mit sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern zusammenarbeiten, um im Rahmen spezieller Programme für Angestellte das Tragen von Fitness Trackern attraktiv zu machen. Arbeitgeber versprechen sich davon fittere Arbeitnehmer – mit langfristig weniger Krankheitsausfällen. Arbeitnehmer könnten durch das Projekt Rückzahlungen erhalten und vergünstigt Wearables nutzen.
Die US-Krankenkasse selbst glaubt im Gegensatz zu deutschen Anbietern, dass die Fitness Tracker eben doch die Motivation für Sport erhöhen könnten – und damit möglicherweise die Kosten für die Versicherung drücken. Das Programm nennt sich in den USA „United Healthcare Motion“ und steht Firmen mit 101 bis 300 Mitarbeitern zur Verfügung. Zwölf Staaten in den USA nehmen teil. Pro Tag können Krankenversicherte im Rahmen der Initiative bis zu 4 US-Dollar als Bonus erzielen – wenn sie alle drei Tagesziele erreichen. Etwa springen 1,50 US-Dollar heraus, wenn der Träger des Fitness Trackers in 5 Minuten 300 Schritte zurücklegt – sechsmal am Tag. 1,25 US-Dollar legt United Healthcare drauf, wenn der Wearable-Besitzer 3000 Schritte innerhalb von 30 Minuten geht. Wer dann insgesamt 10.000 Schritte am Tag umherstromert, erhält einen weiteren Bonus von 1,25 US-Dollar.
Die Träger nutzen dabei aber nicht etwa Standard-Tracker wie den Fitbit Blaze, sondern ein angepasstes Gerät. Jenes soll „auf einem medizinischen Niveau“ operieren und im Hinblick auf den notwendigen Datenschutz Informationen speichern und übertragen. Eine App weise die Träger dann auch in Intervallen darauf hin, was sie noch an Aktivitäten bewältigen müssten, um den Tagesbonus zu erreichen. Auch sei die Technik gegen Manipulationen abgesichert – wie etwa den Tracker einfach einem Hund umzuschnallen. Laut Sprechern von UnitedHealthcare erkenne der Fitness Tracker, wenn der eigentliche Träger das Wearable an jemand anderen weiterreiche, um zu schummeln.
Trotzdem gibt es natürlich Bedenken: Ein wenig klingt das ganze Programm, auch wenn niemand zur Teilnahme gezwungen wird, nach „Big Brother is Watching You!“ bzw. Orwells Dystopie „1984“. In den USA sind die Menschen allerdings noch wesentlich mitteilungsfreudiger, war sensible Daten betrifft, als in Deutschland. Deswegen sind ähnliche Programme von deutschen Krankenkassen in naher Zukunft wohl auch erstmal nicht zu erwarten.