Smartwatches stecken vielleicht noch in der „PDA-Phase“
Smartwatches haben auf dem Markt durchaus bleibenden Eindruck hinterlassen: Die Prognosen für den Wearable-Markt sind für die nächsten Jahre sehr vielversprechend. Auch die Preise fallen. Eine Sony Smartwatch 3 kostet aktuell beispielsweise nur noch ca. 144 Euro. Trotzdem ist noch nicht so ganz klar, in welche Richtung es mit den smarten Armbanduhren gehen soll: Werden Smartwatches mit LTE, also eigenen Internetverbindungen unabhängig vom Smartphone, bald für einen Paukenschlag sorgen? Verschwimmt die Grenze zwischen Fitness Trackern und Smartwatches zunehmend durch den Fokus auf Gesundheit und Sport? Oder sind es ungeahnte Innovationen, welche dem Markt den nötigen Impuls geben?
Aktuell meint man fast, dass der Markt für Smartwatches noch in seiner „PDA-Phase“ stecke. Wer sich nicht daran erinnert: Eine Weile waren PDAs (Personal Digital Assistants) in Mode. Doch die ersten Generationen waren zum einen sehr teuer und hatten zum anderen herstellerübergreifend mit Kinderkrankheiten zu kämpfen: niedrige Akkulaufzeiten, sinnvolle Nutzung nur bei regelmäßiger Synchronisation mit einem PC möglich, langsame System-Performance. All das kommt einem unwillkürlich von aktuellen Smartwatches bekannt vor. Fragt man Smartwatch-Träger auf der Straße, die heute speziell in Deutschland noch die Ausnahme sind, wie zufrieden sie mit ihrer Watch sind, folgt meistens ein „Ja, das ist in Ordnung, aber...“, und das „aber“ gibt den Ausschlag.
Unter den „Aber“ ist meistens etwas wie „…aber der Bildschirm geht nicht immer sofort an, wenn er sollte“, „…aber die Leistung ist zu gering“, „…aber es fehlen nützliche Apps“, etc. Diese Probleme liegen weniger an der verfügbaren Technik, sondern an mangelndem Fokus der Hersteller. Aktuelle Smartwatches können zwar vieles ein bißchen, aber häufig nichts richtig – und das muss sich ändern. Auch die Benutzerfreundlichkeit sollte sich erhöhen: Wer schon einmal kreuz und quer durch Android Wear gewischt hat, nur um in den Einstellungen die Wi-Fi-Verbindung zu aktivieren, weiß, dass die Usability weit von dem traditionellen Android entfernt ist.
Dies gilt auch für die Apps: Oft dauern die Startvorgänge der langsamen Anwendungen länger, als die Interaktionen, die man eigentlich nur kurz mit ihnen ausführen wollte. Aktuell führt das dazu, dass viele Menschen mit ihren Smartwatches nur auf einfachste Weise interagieren, weil ihnen alles andere zu umständlich ist. Was übrig bleibt, sind in der Regel die Fitness-Funktionen – welche reine Fitness Tracker aber eben auch beherrschen.
Ein Hersteller weicht von jenem Prinzip ab: Pebble. Der Hersteller bietet Smartwatches an, die wenig können – aber was sie können, beherrschen sie gut und schnell. Allerdings fehlt dem Unternehmen die enge Vernetzung mit Android und iOS, so dass aktuell eine Krise entstanden ist. Trotzdem könnte hier die Zukunft der Smartwatches liegen: Fokus auf weniger aber dafür pfeilschnelle und benutzerfreundliche Features, unabhängig vom Smartphone. Dann könnten die Smartwatches der „PDA-Phase“ schneller entwachsen, als wir alle aktuell eventuell vermuten.