Smartwatches in der Zukunft: Lifestyle-Accessoires oder Geek-Gadgets?

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Aktuell ist der Markt für Smartwatches noch sehr jung, man könnte auch sagen „jung und naiv“: Viele Hersteller wissen noch nicht genau was sie bzw. ihre Kunden wollen. Liegt die Zukunft etwa in vernetzten Fitness- und Gesundheitstrackern von beispielsweise Garmin oder eher in Standalone-Smartwatches wie der Samsung Gear S2. Muss die Nabelschnur zu Smartphones überhaupt zwangsweise durchtrennt werden oder ist sie vielmehr genau der Pluspunkt, bei dem die Hersteller in Zukunft die Synergien noch ausbauen sollten? Angesichts meiner jüngsten Vergleichsmöglichkeiten möchte ich in diesem Beitrag meine persönlichen Ansichten zur aus meiner Sicht idealen Smartwatch der Zukunft für euch schildern.

Bedenkt bitte, dass das hier meine subjektive Meinung ist. Jeder nutzt seine Smartwatch anders: Während der eine vor allem beim Sport Pulsmesser und GPS einspannt, will der andere seine Smartwatch dezent im Job einsetzen, um Benachrichtigungen zu checken. Ein Dritter sucht nach einem Allroundmodell für jede Lebenslage. Und genau damit erreiche ich den ersten Knackpunkt: Die eierlegende Wollmilchsau unter den Smartwatches wird es wohl auch in Zukunf noch weniger geben als bei den Smartphones.

moto 360

Nehmen wir beispielsweise als perfekte Gegenpole die Motorola Moto 360 (2015) im Vergleich mit einer Sony Smartwatch 3: Motorolas Moto 360 ist totschick, edel verarbeitet und lässt sich formschön drahtlos aufladen. Allerdings mutet die Smartwatch beim Joggen wie ein Fremdkörper am Arm an und verzichtet zudem auf GPS. Es handelt sich schlichtweg um ein Gadget, das im Design eher gehobenen Armbanduhren ähnelt. Folglich lugt die Moto 360 wohl besser unter dem Hemds- oder Jacketärmel hervor als beim Sport ins Schwitzen zu geraten.

sony smartwatch 3 banner

An jenem Punkt räuspert sich eher die Sony Smartwatch 3 und empfiehlt sich als Begleiter: Hier ist GPS an Bord und der Fokus liegt klar auf Fitness- und Gesundheitsanwendungen. Dafür sieht die Uhr auch eher nach einer 1990er-Jahre-Digitaluhr aus und gewinnt gewiss keinen Schönheitswettbewerb. Das gilt freilich für andere Fitness Tracker aber ganz genau so. In diesem Bereich gibt es ja sogar bereits sehr günstige Einstiegsmodelle für diejenigen, die wirklich nur an den Sport-Funktionen Interesse haben.

Doch muss man sich zwangsweise zwischen Stil und Fitness, zwischen Modebewusstsein und Funktionalität entscheiden? Nun, bisher gibt es eben den idealen Allrounder noch nicht. Wer z. B. den Chic der Motorola Moto 360 schätzt, wird sich einen separaten Fitness Tracker dazu kaufen müssen. Parallel gibt es natürlich noch die Uhrenhersteller, die nochmals andere Schwerpunkte setzen. Denn während Unternehmen wie Motorola, Samsung und Sony eben aus der Technik-Branche kommen und teilweise mit dem Design hadern, haben die Uhrenhersteller stattdessen eine Lernkurve zu bewältigen, was Vernetzung und Funktionen betrifft. Für Menschen mit prall gefülltem Geldbeutel, bietet beispielsweise TAG Heuer Optionen an, die technische Präzision und Stil vereinen sollen.

Ich selbst sehe die Zukunft aber vor allem in Smartwatches, die auch ohne eine Vernetzung mit dem Smartphone für sich stehen können. Nur, wenn ich nicht mehr mein Phone zücken muss, um eine an der Watch abgerufene Nachricht zu beantworten, ergibt eine Smartwatch rundum Sinn. Hier zeigt vor allem Samsung mit seiner am Markt gut angenommenen Samsung Gear S2, wohin die Reise gehen könnte. Android Wear muss hier jedenfalls noch nachlegen, denn Samsung legt mit dem Betriebssystem Tizen deutlich besser vor.

Doch ich könnte mir auch vorstellen, dass es am Ende gar nicht eine Smartwatch mit allen Funktionen sein muss: Projekte wie Trivoly bieten die Möglichkeit quasi ganz normale Armbanduhren mithilfe einer Erweiterungs-Disk zu Smartwatches umzurüsten. Hier sehe ich viel Potential, sollte die Benutzerfreundlichkeit am Ende stimmen.

Trivoly

Am Ende ist wichtig, dass Designsünden wie bei den ersten Smartwatches nur noch die Ausnahme bilden sollten und Smartwatches als autarke Produkte fungieren. Solange ich immer wieder mein Smartphone aus der Tasche holen muss, erscheint mir eine Smartwatch nur als Anhängsel, das einfach für sich genommen zu wenig Daseinsberechtigung besitzt. Zwar könnten die Hersteller die Synergien auch verstärken, das sollte aber dann nicht auf eine ständige Verbindung hinauslaufen. Beispielsweise ist es in Ordnung, wenn Watch und Phone einmal täglich Fitness-Daten synchronisieren – das ergibt Sinn und rundet die erhobenen Statistiken auch für den Anwender ab. Doch abseits dessen sollte eine Smartwatch die Option bieten direkt Nachrichten zu beantworten. Es muss ja nicht über eine Tastatur sein, sondern gerne als Sprachdiktat / -nachricht.

AT&T geht hier mit NumberSync in den USA bereits den richtigen Weg und erlaubt via eSIM an Smartwatches mit derselben Nummer wie am Smartphone Telefonie-Funktionen zu nutzen. In dieser Richtung müsste auch hierzulande mehr passieren. So hoffe ich, dass die Hersteller auf Kurs bleiben und die Möglichkeiten ausnutzen. Smartwatches bieten viel Potential unser Leben zu bereichern und Smartphones zu ergänzen. Design und Funktion müssen in Zukunft noch besser ineinander greifen, um auch den Durchschnittskunden zu gewinnen. Ich bin auf die nächsten Monate und Jahre gespannt. Bisher war 2015 ein gutes Jahr für Wearables – 2016 könnte nun langfristig die Weichen für die Zukunft stellen.

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