Fitness Armbänder und der Datenschutz: Bundesregierung müsste handeln

Fitbit Surge - BlauImmer mehr Kunden interessieren sich für sowohl Fitness Armbänder als auch Smartwatches: Beim Joggen das Tempo und die zurückgelegte Strecke im Blick behalten, verbrauchte Kalorien einsehen und sich täglich neue Ziele setzen – für all das und mehr sind die aktuellen Wearables prädestiniert. Mittlerweile sind auch die deutschen Krankenkassen diesbezüglich hellhörig geworden. Etwa bieten einige private Krankenversicherungen bereits verhaltens- und trackingbasierte Tarife an. Doch das führt auch zu vielen Problemen, dann bezüglich des Datenschutzes fehlt es an Richtlinien.

Bereits 2015 begann es, dass etwa die AOK Rückerstattungen auf Fitness Armbänder anbot. Allerdings zeigte sich die Politik skeptisch, da die Krankenkassen nach dieser Logik auch andere Sportartikel fördern müssten – etwa Joggingschuhe. Jetzt müsste die Bundesregierung eigentlich handeln und sich für einen geregelten und sicheren sowie nachvollziehbaren Umgang mit Gesundheitsdaten einsetzen. Denn noch werden die Daten zwar nicht direkt an die Krankenkassen übermittelt, doch genau dies könnte in Zukunft anstehen. Viele Krankenversicherte könnten sich die Weitergabe ihrer durch Fitness Armbänder ermittelten Gesundheitsdaten vorstellen. Allerdings wandern die Daten schon jetzt zwar nicht zu den Krankenkassen, aber zu den App-Anbietern. Sicherheitslücken sind hier eher die Regel als die Ausnahme.

Von links nach rechts: Zip, One, Flex, Charge, Aria, Charge HR, Surge

Die Politiker geben sich aktuell gleichgültig und schieben die Verantwortung auf die Krankenkassen, was die Förderung für den Einsatz von Wearables betrifft: Die Kassen sollten selbst entscheiden,was förderungswürdig sei. Dabei lässt sich natürlich stark bezweifeln, ob der Kauf z. B. eines Fitbit Surge per se die Gesundheit fördert. Wenn das Fitness Armband nach einmaliger Nutzung in der Ecke liegt, nützt es der Gesundheit keineswegs. Selbiges gilt für die Apple Watch, welche tatsächlich durch die AOK bezuschusst wurde.

Geradezu naiv gibt sich die Bundesregierung gegenüber privaten Krankenversicherern. Auf Anfrage von Netzpolitik gaben Sprecher an „keine privaten Krankenversicherer zu kennen, die über Apps und Co. Gesundheitsdaten zur Tarifermittlung nutzen würden„. Handlungsbedarf bestehe nicht. Dabei gibt es die Generali-Versicherungsgruppe, welche über eine Vitality-App in der Tat bei Kunden Fitnessdaten sammelt. Wer sich fit hält, kann dann in günstigere Tarife wechseln. Für Aktivitäten gibt es Vitality-Punkte – je mehr der App-Nutzer sammelt, desto höher wird sein Status. Hier schaut die Bundesregierung jedoch desinteressiert zur Seite.

Selbst wenn die Krankenkassen nur Fitness Armbänder und andere Wearables bezuschussen, fördern sie damit, dass Gesundheitsdaten über die Apps in die Hände von Dritten gelangen. Wie sorgsam dort mit den Daten umgegangen wird, ist fraglich. Bleibt zu hoffen, dass die Bundesregierung sich irgendwann mit der Thematik beschäftigt und für einen besseren, rechtlichen Rahmen und ausreichenden Datenschutz sorgt. Das wäre im Sinne der Verbraucher, der Krankenkassen und auch der Hersteller.

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