EKG-Messung per Smartwatch: Längst keine Revolution mehr, aber was taugt sie?
In den vergangenen Jahren haben sich Smartwatches in teils rasantem Tempo zu wahren Alleskönnern entwickelt. Immer mehr neue Funktionen sind hinzugestoßen und werten jeden Lebensbereich auf. Ganz gleich, ob Beruf, Alltag, Training oder Gesundheitsüberwachung – der Einfluss der intelligenten Uhren ist inzwischen enorm breit gefächert. Mittlerweile taucht auch die Fähigkeit zur EKG-Messung immer häufiger in Produktbeschreibungen auf. Was sie taugt und welche Modelle überhaupt schon dazu imstande sind, verrät dieser Artikel.
Als EKG (Elektrokardiogramm) wird das Aufzeichnen der elektrischen Aktivität des Herzens bezeichnet. Herkömmlicherweise erfolgt eine solche Aufzeichnung mit einem speziellen Gerät, dem Elektrokardiografen. Dieser wird an verschieden Körperstellen angebracht. Auf diese Weise lassen sich der Puls, der Rhythmus und die elektrische Aktivität der verschiedenen Herzabschnitte ermitteln. EKGs werden unter anderem zum Diagnostizieren von Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkten und anderen Herzerkrankungen verwendet. Ärzte und insbesondere Kardiologen nutzen das EKG, um die Herzgesundheit eines Patienten zu beurteilen.
Doch wie funktioniert die EKG-Messung mittels Smartwatch am Handgelenk? Die intelligenten Uhren verwenden eine Technologie namens Photoplethysmographie (PPG), um den Herzrhythmus zu messen. PPG nutzt Licht, um die Blutmenge zu bestimmen, die durch die Haut fließt. Schlägt das Herz, wird mehr Blut durch die Haut gepumpt. Das führt zu einer Veränderung der Lichtintensität. Diese Veränderungen vermag die Smartwatch zu erkennen und in ein EKG umzuwandeln. Das ist alles ganz bequem am Handgelenk möglich – zwar nicht mit der Genauigkeit eines Elektrokardiografen, aber dafür deutlich komfortabler und jederzeit ohne große Vorbereitung durchführbar.
Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Smartwatches, die mit dieser Fähigkeit auf den Markt gebracht wurden. Die Apple Watch Series 4 sowie alle darauffolgenden Generationen sind zum Erstellen eines EKGs befähigt. Gleiches gilt für Samsung mit der Galaxy Watch 4 und ihren Nachfolgern. Auch Fitbit hat den Bedarf unlängst erkannt: Die Sense 2 erstellt ebenso unkompliziert ein EKG wie das Charge 6 Fitness Armband. Und wo Fitbit auftaucht, ist Google nicht weit. Immerhin hatte sich der Suchmaschinenriese das Unternehmen in der Vergangenheit einverleibt. Demnach wartet auch die Pixel Watch 2 mit dieser Funktion auf.
Der französische Hersteller Withings hat sich ohnehin auf Wearables mit starkem Gesundheitsbezug spezialisiert und seine ScanWatch 2 sowie die Ableger Nova und Horizon damit ausgestattet. Einen verstärkten Fokus auf die Gesundheit richtet auch HUAWEI, das etwa die Watch D mit EKG- und Blutdruckmessfunktion ausgestattet hat. Zudem erstellen auch die Watch 4 und die Watch GT3 Pro ein Elektrokardiogramm am Handgelenk.
Sogar im Segment der Sportuhren ist dieses Feature unlängst angekommen. Garmin verpasste einer ganzen Reihe von Modellen diese Fähigkeit nachträglich per Update. Das betraf unter anderem die Pro-Versionen der Epix 2 und der fenix 7, die Venu 3 oder auch die Tactix 7. Polar lancierte zuletzt mit der Vantage V3 sein erstes Exemplar mit EKG-Fähigkeit. Das ist jedoch nur ein Auszug, alle Hersteller sind damit noch nicht genannt.
Diese Smartwatches bieten alle eine EKG-Funktion, die den Herzrhythmus aufzeichnen und auf Unregelmäßigkeiten überprüfen kann. Einige Modelle verfügen auch über zusätzliche Funktionen wie die Aufzeichnung der Herzratenvariabilität (HRV) oder der Atemfrequenz.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang aber auch der Verweis, was Smartwatches nicht können. Sie sind nicht dazu in der Lage, alle Herzprobleme zu erkennen. Sie zeichnen zwar Herzrhythmusstörungen auf, sind aber nicht dazu in der Lage, die Ursache der Rhythmusstörungen festzustellen. Außerdem können Smartwatches keinen Herzinfarkt erkennen.
Ein medizinisches Tool oder eine verlässliche Methode zur Diagnose stellen Smartwatches nicht dar. Vielmehr sind sie als bequeme Lösung zu verstehen, den Herzrhythmus zu überwachen. Sie sind nicht so exakt wie ein Elektrokardiograf, aber das sollen sie auch gar nicht sein. Vielmehr kommt es darauf an, die Gesundheit im Blick zu behalten und bei Bedarf einen Arzt aufzusuchen. Und das ist in diesem Zusammenhang das passende Schlusswort: Den Besuch beim Mediziner ersetzen EKG Smartwatches keinesfalls. Stellen sie jedoch auffällige Werte fest oder fühlt sich der Träger unwohl, ist das ein Anlass, einen Termin bei einem Arzt zu vereinbaren.