Dot: Dieses koreanische Startup arbeitet an einer Smartwatch für Blinde
Der Smartwatchmarkt ist in den letzten Jahren geradezu explodiert. Allein im letzten Jahr hat sich der Markt mehr als vervierfacht. Das dürfte zu einem wesentlichen Anteil an der Apple Watch liegen, die inzwischen drei Viertel des Markts übernommen hat und sich bisher etwa vier Millionen mal verkauft hat. Man kann getrost davon ausgehen, dass diese vier Millionen Kunden eines gemeinsam haben: Sie können sehen. Ein koreanisches Startup namens Dot arbeitet momentan an einer Smartwatch für die Menschen, die dieses Privileg nicht haben.
Smartwatch für Blinde
Nach Schätzungen der WHO gibt es momentan 285 Millionen Menschen auf der Welt, die unter einer erheblichen Sehbehinderung leiden. 39 Millionen von Ihnen sind komplett blind. Zwar gibt es die sogenannte Brailleschrift, die Blinden durch auf das Papier gepresste Punktmuster das Lesen zu ermöglichen, aber zum einen ist der Zugang zu entsprechender Bildung nicht überall gewährleistet, und zum anderen ist die Brailleschrift recht “raumgreifend” – eine Braille-Bibel hat beispielsweise 40 Volumen. Aktive Braille-Geräte, die die Punktmuster elektronisch und in Echtzeit darstellen, kosten um die 3000 US-Dollar und haben sich in den letzten 10 Jahren nur unwesentlich verändert.
Dot möchte das ändern. Das Unternehmen produziert eine aktive Braille-Smartwatch, die zu geringen Kosten Kommunikationsmöglichkeiten für Blinde bringen soll. Dot möchte mit ihr Informationsfreiheit zu einer Bevölkerungsgruppe bringen, die im Zeitalter der digitalen Texte außen vor gelassen wurde.
Dot ist konkurrenzlos und günstig
Auf den ersten Blick wirkt die Dot Smartwatch wie jede anderes Wearable ohne Bildschirm, das sich auf dem Markt befindet. Tatsächlich ähnelt es optisch sehr dem Fitbit-Armband. Die Uhr kann Braille-Zeichen in Geschwindigkeiten zwischen 1 Hertz (sehr langsam) und 100 Hertz (irrsinnig schnell). Je nach Nutzungsverhalten hält der Akku dabei bis zu fünf Tage lang.
Das Gerät basiert auf haptischem Feedback, über das die Braille-Zeichen dargestellt werden. Den entsprechenden Input holt sich das Gerät via Bluetooth von jedem beliebigem Bluetooth-Gerät. “Until now, if you got a message on iOS from your girlfriend, for example, you had to listen to Siri read it to you in that voice, which is impersonal. Wouldn’t you rather read it yourself and hear your girlfriend’s voice saying it in your head?”, erklärte der CEO Eric Ju Yoon Kim.
Dot steht bisher im Bereich Wearables konkurrenzlos dar. Alternativen sind sogenannte Braille-Tastaturen, die aktive Braille-Zellen haben und sich Daten via USB von einem Computer holen und Tausende von Dollar kosten. Wenn die Dot-Smartwatch im Dezember in den USA in den Verkauf geht, soll sie unter 300 US-Dollar kosten.
Braille-Bildung für ein breiteres Publikum
Kim selber gibt zu, dass ein Problem bei der Vermarktung sein wird, mehr Nachfrage für das Produkt zu schaffen. Der Anteil an Blinden, die die Braille-Schrift beherrschen, ist in den letzten Jahren sogar zurückgegangen, und während Firmen wie Apple oder Samsung sich viel auf optischen Reize und Inputs ihrer Produkte verlassen können, ist Dot davon abhängig, dass potentielle Kunden die Braille-Schrift beherrschen. Kim sieht aber auch viel Potenzial für die Smartwatch seines Unternehmens, sich als Bildungs-Tool zum Lernen der Blindenschrift zu etablieren. “90 percent of blind people become blind after birth, and there’s nothing for them right now – they lose their access to information so suddenly. Dot can be their lifeline, so they can learn Braille and access everyday information through their fingers, which is the goal of Braille literacy”, erklärt er.
Zum Release im September werden 10.000 Dot Smartwatches in den USA und Kanada in den Verkauf gehen. Die vorrangige Mission des Unternehmens ist es, blinden Menschen einen einfachen und günstigen Zugang zu Informationen zur Verfügung zu stellen. Letztlich geht es darum, blinde Menschen informationell gesehen mit Menschen ohne Sehbehinderung gleichzustellen.
Every time technology moves forward we see more real-time information, but for the blind, that’s a widening discrimination gap. We are solving that information discrimination with the equal accessibility the Dot smartwatch provides„, so Kim.