Blutzucker per Smartwatch messen: Movano bereitet Prototyp vor
Für Diabetiker gehört es zum Alltag, der dadurch an Lebensqualität einbüßt: Das regelmäßige Piksen in die Fingerkuppe zur Blutentnahme, um den Insulinspiegel zu bestimmen. Der technologische Fortschritt, gerade in der Wearable-Branche, gibt jedoch mittelfristig Hoffnung. Erst zum Jahresanfang hatten wir berichtet, dass der deutsche Hersteller Beurer gemeinsam mit einem französischen Partner an der K’Watch arbeitet. Diese Smartwatch soll den Blutzuckerspiegel allein über Hautkontakt messen. Jetzt taucht mit Movano ein weiteres Unternehmen auf der Bildfläche auf, das ein vergleichbares Ziel formuliert und ebenfalls eine innovative Uhr entwickelt.
Gegründet wurde das Startup 2018 und hat seitdem insgesamt 27 Millionen US-Dollar für sein Projekt eingesammelt. Einen offiziellen Produktnamen gibt es für die Blutzucker Smartwatch noch nicht. Dafür lässt sich bereits etwas zur Funktionsweise sagen. Die intelligente Uhr ist mit einem hochfrequenzbetriebenen Pulsmesser ausgestattet. Über diesen soll der Insulinspiegel der Träger überwacht werden. Das kann jederzeit und in Echtzeit geschehen. Doch wie soll eine solche Messung allein über einen Sensor möglich sein?
Die Antwort gibt Michael Leabman, der Gründer und CEO von Movano. Er erklärt, dass Glucose spezielle elektrische und physikalische Eigenschaften besitzt, die sichtbar sind. Dabei zieht er einen bildhaften Vergleich: Öl sei auf Wasser auch zu erkennen. Das liegt daran, dass das Licht in den beiden Flüssigkeiten auf unterschiedliche Weise reflektiert und gebrochen wird. Ähnliche Effekte seien auch bei Glucose im Blutgefäß zu registrieren. Dass dieses Vorhaben realisierbar ist, konnte Movano bereits in mehreren kleinen Studien nachweisen.
Auf das künftige Design gewährt das Startup einen Ausblick. Aktuell besteht die größte Herausforderung aber wohl darin, die erforderliche Technologie zu komprimieren, damit sie in eine schlanke Smartwatch passt. Zudem müsse der Energieverbrauch auf ein Minimum reduziert werden. Auch die Algorithmen bedürfen noch einer Optimierung, sodass die Blutzucker Smartwatch von Movano genaue Werte für Menschen jeden Alters, jeden Körpertyps sowie jeder Ethnie liefert.
Kann hinter diese Aufgabe erfolgreich ein Haken gesetzt werden, möchte das Unternehmen die Zulassung bei der US-amerikanischen Behörde für Lebensmittel und Arzneimittel FDA beantragen. Nach aktuellem Plan soll gegen Ende 2021 ein funktionsfähiger Prototyp bereitstehen. Bis die Smartwatch mit Glucose-Messung auf den Markt kommt, dürfte jedoch noch mehr Geduld gefragt sein. Eine denkbar große Zielgruppe würde Movano definitiv ansprechen: Weltweit leiden Schätzungen zufolge rund 463 Millionen Menschen an Diabetes.